Bei Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohrenbereich wird Elektrotherapie zur Stimulation innervierter und denervierter Muskeln, zur Beeinflussung metabolischer Prozesse und für die Elektroanalgesie eingesetzt. Stimmbandschwäche, Recurrensparese, spastische Dysphonie und Presbyphonie (laryngeale Sarkopenie) sind typische mit verschiedenen Stromformen behandelbare Einsatzgebiete.

Elektrotherapie für den Kehlkopf wird mit Oberflächenelektroden (Abb. 1) durchgeführt. Je Erkrankung werden ausgewählte Stromformen verwendet. Die Stimulation innervierter Muskeln erfolgt mit Schwellstrom oder Frequenzmodulation, die Stimulation denervierter Muskeln mit Exponentialstrom. Metabolische Prozesse werden durch Hochtontherapie beeinflusst.

Schwellstrom ist ein amplitudenmodulierter Strom mit 0,4ms Impulsdauer, 65Hz, einer Schwelldauer von 3,6s und einer Schwellpause von 4,5s. Frequenzmodulation besteht ebenso aus kurzen Impulsen, die allerdings in der Amplitude (Stromstärke) gleich bleiben, und ihre Frequenz zwischen 3 und 33Hz variiert. Die niedrigen Frequenzen (3Hz) führen zu Einzelzuckungen und die hohen (33Hz und 65Hz) verursachen eine tetanische Kontraktion. Diese beiden Stromformen werden zur Behandlung von Stimmbandschwäche bei erhaltener Innervation eingesetzt.

 

Für die Stimulation denervierter Muskeln werden breite Impulse (100ms) benötigt, die bei peripheren Nervenläsionen selektiv nur die betroffenen Muskeln zu Einzelzuckungen stimulieren. Nur der gelähmte Muskel wird durch einen Stromimpuls zu einer Kontraktion “gezwungen“. Die gesunde Muskulatur soll dagegen nicht stimuliert werden. Dies ist durch die Verwendung von langen Dreiecksimpulsen – sog. Exponentialstrom – möglich. Die Erregbarkeitsschwelle der innervierten Muskulatur ist durch deren Akkomodationsfähigkeit deutlich höher. Es kommt zu einem signifikanten Rückgang (p=0.009) der Stimmlippenschwingungsirregularitäten (verbesserte Stimmfunktion) bei Patienten mit Elektrostimulation im Gegensatz zu Patienten mit Stimmübungen (Lit. 1)